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Regelbasierte Handelsbeziehungen leisten einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zur Ernährungssicherheit. Die Schweiz als wichtiger Nettoimporteur ist eng mit dem internationalen Agrarhandel verflochten und insbesondere mit demjenigen der EU. Einen wichtigen Hebel, um die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen, hat deshalb die Schweiz mit der Weiterentwicklung des EU-Agrarabkommens.

Handelsbeziehungen sind aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht essenziell

Der globale Handel mit landwirtschaftlichen Produkten ist attraktiv und hat eine lange Tradition. Weltweit gibt es grosse Unterschiede in den Produktionsbedingungen wie Böden, Klima oder Topographie. Das führt dazu, dass gewisse Agrarprodukte (z. B. Kaffee, Kakao, Wein oder Früchte) nur in bestimmten Regionen angebaut werden können, jedoch weltweit konsumiert werden. Die saisonale Natur der landwirtschaftlichen Produktion erlaubt es, Produktionsrisiken über Handelsverträge mit anderen Regionen abzusichern, z. B. Ernteausfälle in einer Region.
Diese Problematik führte bereits 1848 dazu, dass der weltweite Börsenhandel an der Chicago Board of Trade mit Weizen und Schweinebäuchen startete. Ziel war es, räumliche und zeitliche Angebotsknappheiten (z. B. Schweinezyklus) auszugleichen. Vertraglich geregelte Handelsbeziehungen leisten damit bereits seit über 170 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit. Sie tragen aber auch entscheidend zur Armutsreduktion, zu einer effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen, zu mehr Resilienz sowie zur Anpassung an den Klimawandel bei.

Das BLW mit dem Fachbereich Handelsbeziehungen setzt sich für faire, regelbasierte und diskriminierungsfreie Handelsbeziehungen für Agrarprodukte und Lebensmittel ein. Die Schweiz als wichtiger Nettoimporteur ist eng mit dem internationalen Agrarhandel verflochten, was einen direkten Einfluss auf die Schweizer Landwirtschaft hat. Die Handels- und Agrarpolitik der Schweiz hängen eng zusammen und werden durch globale Entwicklungen beeinflusst. Regelbasierte Handelsbeziehungen sind somit eine wichtige Voraussetzung zur Erreichung der Landwirtschaftsziele in der Bundesverfassung (Art. 104 und 104a). Sie sind aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht essenziell. Die Frage aus agrarmarktpolitischer Sicht ist daher nicht, ob Handel mit Agrarprodukten überhaupt stattfinden soll, sondern unter welchen Bedingungen und Regeln.

Unter Berücksichtigung der schweizerischen Sensitivitäten in der Landwirtschaft ist das BLW entlang der drei Pfeiler der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik aktiv. Diese drei Pfeiler umfassen:

  1. Bilaterale Abkommen mit der Europäischen Union (EU),

  2. Mitgliedschaft bei der Welthandelsorganisation (WTO) und

  3. Präferenzielle Handelsabkommen mit Drittstaaten.

Handelsbeziehungen leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung

Auch in den Handelsbeziehungen spielt die explizite Berücksichtigung der nachhaltigen Entwicklung eine zunehmende Rolle. Handelsbeziehungen können einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Voraussetzung hierzu sind einerseits regelbasierte Handelsabkommen und andererseits eine kohärente Einbettung in andere Sektorpolitiken.

Die drei Pfeiler der Aussenwirtschaftspolitik erlauben es der Schweiz dank internationaler Handelsbeziehungen, auf verschiedenen Ebenen eine nachhaltige Entwicklung im Ausland sowie in der Schweiz zu fördern. Eine Möglichkeit ist es, sich auf Massnahmen zu beschränken, welche die Schweiz autonom umsetzen kann, das heisst ohne internationale Abkommen. Beispielsweise kann die Schweiz mit einer kohärenteren Agrar- und Handelspolitik zusammen mit besser angepassten Rahmenbedingungen für eine nachhaltigere inländische Produktion einen erheblichen Beitrag für nachhaltige Ernährungssysteme leisten. Darüber hinaus nutzt die Schweiz ihre internationalen Handelsbeziehungen, um eine globale Veränderung anzuregen. In diesem Zusammenhang gilt es, die Effizienz allfälliger Massnahmen zu berücksichtigen. Die Agrarhandelsdaten 2015–2020 zeichnen ein klares Bild.
 

Importe*Exporte*
Pfeiler Schweizer AussenwirtschaftspolitikMengeWertMengeWert
1. Pfeiler EU81% (80%)74% (73%)79% (76%)58% (52%)
2. Pfeiler WTO17% (17%)24% (24%)21% (24%) 42% (48%)
3. Pfeiler Präferentielle Handelsabkommen2% (3%)2% (3%)21% (24%)42% (48%)

* Werte beziehen sich auf EU-28 (EU-27)
Quelle: Swissimpex


Die grosse Mehrheit des Schweizer Handels mit Agrargütern findet im Austausch mit der EU statt, d. h. im ersten Pfeiler der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik. Die Weiterentwicklung des EU-Agrarabkommens stellt daher auch im Sinne der nachhaltigen Entwicklung einen bedeutenden Hebel dar. Zum einen ist die EU im Bereich Handel und nachhaltige Entwicklung ebenfalls sehr aktiv. Zum anderen teilen die EU und die Schweiz viele gemeinsame Ansichten und ein gemeinsames Verständnis.

Berücksichtigt man einzig die Handelsstatistik, bildet die multilaterale Ebene der WTO, d. h. der 2. Pfeiler, einen weiteren wichtigen Hebel für Handel und nachhaltige Entwicklung.

Dagegen bieten die präferenziellen Handelsabkommen mit einem sehr kleinen Teil unseres Handels mit Agrarprodukten den kleinsten Hebel, obwohl sie in der Öffentlichkeit häufig vor dem Hintergrund der nachhaltigen Entwicklung diskutiert werden.

Die Schweiz sollte die Chancen und Möglichkeiten regelbasierter Handelsbeziehungen zunehmend nutzen und mutig sein. Als wohlhabendes Land ist die Schweiz in der Position, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Sie kann dadurch die internationalen Entwicklungen aktiv mitgestalten - ganz im Sinne von «Wir handeln jetzt für morgen».

Literatur

FAO, IFAD, UNICEF, WFP and WHO. 2019. The State of Food Security and Nutrition in the World 2019.  Safeguarding against economic slowdowns and downturns. Rome, FAO. http://www.fao.org/publications/sofi
FAO. 2019. The State of Food and Agriculture 2019. Moving forward on food loss and waste reduction. Rome. http://www.fao.org/publications/sofa
FAO. 2018. The State of Agricultural Commodity Markets 2018. Agricultural trade, climate change and food security. Rome. http://www.fao.org/publications/soco/en/
Brooks, J. and A. Matthews (2015), "Trade Dimensions of Food Security", OECD Food, Agriculture and Fisheries Papers, No. 77, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/5js65xn790nv-en.
OECD, 2020. Shocks, risks and global value chains: insights from the OECD METRO model. https://issuu.com/oecd.publishing/docs/metro-gvc-final
OECD, 2019. Agricultural Trade and Domestic Policy Reform: Better Together. https://issuu.com/oecd.publishing/docs/agricultural_trade

Michael Hartmann, BLW Fachbereich Handelsbeziehungen

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