Landwirtschaftliche Beratung
Der Bewerbungs- und Auswahlprozess für Beratungsdienste von Organisationen wurde 2020 erfolgreich durchgeführt. Zum ersten Mal kamen in diesem Bereich wettbewerbliche Grundsätze zur Anwendung. Ab dem Jahr 2022 wird das BLW acht Organisationen mit längerfristigen Finanzhilfen unterstützen. Von den kürzlich abgeschlossenen Beratungsprojekten werden zwei Beispiele vorgestellt.
Das BLW leistet Finanzhilfen an die AGRIDEA, welche in erster Linie die kantonalen Beratungsdienste unterstützt, und an Beratungsdienste von Organisationen. Es unterstützt Vorabklärungen für innovative Projekte und kann im Rahmen der wettbewerblichen Vergabe von Beratungsprojekten Vorhaben unterstützen, die es selber ausschreibt oder die Dritte ihm in Form von Beitragsgesuchen einreichen. Die Direktberatung der Betriebe liegt hingegen in der Verantwortung der Kantone.
Ausgaben des Bundes im Beratungswesen 2020
Begünstigte / Verwendung | Mio. Fr. |
Beratungszentrale (AGRIDEA) | 7,9 |
Beratungsdienste von Organisationen | 1,4 |
Vorabklärungen für innovative Projekte | 0,3 |
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten: Aufträge | 0,1 |
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten: Beitragsgesuche | 1,1 |
Total | 10,8 |
Quelle: Staatsrechnung
Beratungsdienste von Organisationen
Das BLW kann an überregional oder gesamtschweizerisch tätige Organisationen in der Landwirtschaft Finanzhilfen für Beratungsleistungen ausrichten. Tätigkeiten werden dann unterstützt, wenn sie Spezialgebiete abdecken, d.h. thematische oder methodische Bereiche, in denen die kantonale Beratung und die AGRIDEA nicht hauptsächlich tätig sind. Mehr dazu auf der Website des BLW.
Nach dem Grundsatz «Wettbewerb fördert Innovationen» entschied das BLW, die Finanzhilfen für Beratungsleistungen in Spezialgebieten für die kommende Finanzhilfeperiode 2022–2025 nach wettbewerblichen Grundsätzen zu vergeben. Im Sommer 2020 gingen dafür 16 Gesuche ein, welche das BLW sorgfältig nach verschiedenen Kriterien evaluierte. Von den eingereichten Gesuchen werden in der nächsten Periode Beratungsleistungen von Organisationen in den Bereichen Bienen, Geflügel, Biolandwirtschaft, Alp- und Bergwirtschaft, Gemüsebau und Spezialkulturen, Zuckerrüben, sowie Futterbau jährlich mit insgesamt 1,4 Millionen Franken unterstützt.
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten
2020 erhielt das BLW 15 Beitragsgesuche für Beratungsprojekte. Die Geschäftsleitung des BLW bewilligte finanzielle Unterstützung für acht Projekte.
Im Berichtsjahr waren insgesamt 40 Projekte am Laufen. Diese wurden mit 1,1 Millionen Franken gefördert. Über die gesamte Laufzeit gerechnet beträgt das Fördervolumen dieser Projekte 4,6 Millionen Franken. Projekte dauern von einigen Monaten bis maximal fünf Jahre. 2020 wurden zehn Projekte abgeschlossen, von denen zwei nachfolgend vorgestellt werden.
Alle Beratungsprojekte, die vom BLW unterstützt werden oder in den vergangenen vier Jahren abgeschlossen wurden, finden Sie auf der Website des BLW, indem Sie einen entsprechenden Suchbegriff eingeben. Sie sind auch im Informationssystem über Forschungs- und Innovationsprojekte der Bundesverwaltung, ARAMIS, publiziert.
Titel | Bekämpfungsstrategien gegen das Erdmandelgras |
Leitung | Jean-François Vonnez, AGRIDEA |
Partner | Kantone, Produzentenorganisationen, Schweizerischer Bauernverband, Agroscope |
Laufzeit | Juni 2016 – Dezember 2020 |
Gesamtkosten | CHF 361 800 |
Beitrag BLW | CHF 240 000 |
Internet | Erdmandelgras |
Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus) ist ein invasiver Neophyt mit einer enormen Vermehrungsfähigkeit, die ihm ein hohes Schadenspotenzial verleiht. Seine Knöllchen werden durch bodenbearbeitende Maschinen weiterverbreitet. Einmal auf einer Parzelle etabliert, ist seine Bekämpfung sehr aufwändig und schwierig. Umso bedeutender ist es, seine Verschleppung und Verbreitung zu vermeiden.
Dank seiner Knöllchen kann sich das Erdmandelgras rasant ausverbreiten und vermehren. Urheberrechte: Markus Hochstrasser, Fachstelle Pflanzenschutz ZH
Vorgehensweise und Ergebnisse
In enger Zusammenarbeit mit Branchenorganisationen aus dem Umfeld des Ackerbaus, mit kantonalen Pflanzenschutzfachstellen, der Forschung, der Beratung und Ackerbaubetrieben wurden verschiedene Verfahren zur Verhinderung der Ausbreitung und zur direkten Bekämpfung des Erdmandelgrases evaluiert. Die Erkenntnisse sind in einem Bericht zusammengefasst und wurden im Dezember 2020 an einer Schlussveranstaltung und im März 2021 an einem Update-Workshop vorgestellt.
Empfehlungen:
das Erdmandelgras identifizieren und erkennen können, weil die Pflanze im vegetativen Zustand nicht einfach zu erkennen ist;
Befallsherde melden, damit die Pflanzenschutzstellen informiert sind und präventive Massnahmen einleiten können;
Massnahmen ergreifen, um die Verbreitung und Vermehrung zu verhindern; dazu gehört v.a. die sorgfältige Reinigung von Maschinen, die auf befallenen Parzellen oder Teilen davon im Einsatz waren;
umfassend informieren, damit bei überbetrieblichem Maschineneinsatz oder Parzellentausch die notwendigen Präventivmassnahmen angewendet werden;
Befallsherde direkt und gezielt bekämpfen.
Weitere Massnahmen wie die «schwarze Brache» während eines ganzen Vegetationszyklus sind weiterhin in Abklärung.
Video Erdmandelgras – Wie ich es erkenne und was ich dagegen tun kann!
Publikation in Agrarforschung Schweiz: Erdmandelgras: Welche Bekämpfungsstrategien funktionieren in der Praxis?
Titel | FarmX: Plattform für den Austausch von landwirtschaftlichen Maschinen und Dienstleistungen |
Leitung / Durchführung | AgriJura (Chambre d’Agriculture du Jura), Michel Darbellay, François Monin |
Partner | Maschinenring, Seccom, Prométerre |
Laufzeit | April 2018 – März 2020 |
Gesamtkosten | CHF 172 837 |
Beitrag BLW | CHF 118 000 |
Internet | info.farmx.ch |
Gemeinsame Nutzung von Maschinen
Um die gemeinsame Nutzung von Landmaschinen zu vereinfachen und zu fördern sowie einen Anreiz zu schaffen, vorhandene Möglichkeiten wirklich zu nutzen, ist aus der Praxis die Idee entstanden, eine Onlinelösung zu entwickeln. Die Entwicklung der Plattform FarmX wurde von der Landwirtschaftskammer AgriJura, der sich schnell mehrere Partner anschlossen, initiiert und erfolgte in Zusammenarbeit mit Akteurinnen und Akteuren aus der Praxis, um ein einfaches Instrument anbieten zu können, das einerseits der Realität auf dem Feld gerecht wird und andererseits leicht zu bedienen und benutzerfreundlich ist.
FarmX lässt sich vom Smartphone aus bedienen. Urheberrechte: FarmX
Hauptherausforderung
Wenn auf die Digitalisierung gesetzt wird, um die gemeinsame Nutzung von Maschinen zu vereinfachen, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Diese Erfahrung hat auch das Projekt gemacht, das sich unter anderem mit einer gewissen Trägheit der Verantwortlichen oder Mitglieder der Maschinengemeinschaften konfrontiert sah, für welche der herkömmliche Telefonanruf einfacher erschien. Deshalb ist es notwendig, das Thema regelmässig zur Sprache zu bringen.
Beispiele von Maschinen, die zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung stehen. Urheberrechte: FarmX
Erfolg und Nützlichkeit
FarmX:
ist ein konkretes Beispiel für das Potenzial der Digitalisierung in der Landwirtschaft;
ist jetzt in drei Sprachen und auf verschiedenen digitalen Kanälen erhältlich;
ist nicht nur eine Plattform, auf der Maschinen zum Vermieten ausgeschrieben werden können, sondern auch eine, über die Termine und Abrechnungen verwaltet oder sogar Leistungen für Dritte abgerechnet werden können.
Kennzahlen von FarmX
Anzahl Nutzerinnen und Nutzer (Juni 2021): 3979
Anzahl angebotene Maschinen: 1016
Anzahl Vermietungen 2020: ca. 20'000
Umsatz 2020: CHF 15'527.-
Ausgehend von der Westschweiz können landwirtschaftliche Maschinen und Geräte nun in der ganzen Schweiz gemietet werden. Urheberrechte: FarmX
Nora Sauter, Nathalie Walker, Anton Stöckli, Markus Lötscher, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation und
Evaluation; nora.sauter@blw.admin.ch
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